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Zunigunde  wird ein Anfaßpferd    runter - Anfassen - Anbinden - Anziehen
 

Anfassen:

Zunächst war da nichts. Rein garnichts. Man ließ sich immerhin betrachten.

Dann, nachdem ich mich daspferdbezahlthabenderweise dank nunmehr rechtmäßigen Status' zu deutlicherer Entschlußkraft aufgerafft hatte, nahm man alsbald [8/2005] gütigst eine über den Koppelzaun gereichte Mohrrübe entgegen und merkte sich schließlich, vom wem die kam. So fand ich mich nach ein paar Tagen, wenn ich mich irgendwo in Sichtweite aufhielt, unter ständiger Beobachtung. Über's Abäppeln und Vorbeilaufen ergab sich dann die erste vorsichtige Berührbarkeit jenseits der Halfter-Umgebung.
 
Zentimeterweise, immer vorne festhalten, am Kopf mit der einen Hand, mit der anderen vorsichtig am Körper entlangtasten. Erst gerade mal bis an die Schulter; Brust, Beine, Körper wurden offenbar bereits durch genaues Hinsehen ungebührlich in Gefahr gebracht. Heftige Abwehr. Erste Vermutung in Sinne "was hat das arme Tier wohl durchmachen müssen" war schlicht Quatsch. Natürliches Mißtrauen eines erwachsenen Weidepferdes - ist es immernoch, trotz inzwischen gewaltig gewachsenen Vertrauens. Wobei ich die enorme Aufmerksamkeit, als welche sich das äußert, mittlerweile sehr zu schätzen weiß; wirklich nichts als eine Frage des Vertrauens. Ich danke genau dieser, mir im Moment einer gewissen Ratlosigkeit durch einen klugen Pferdemann vermittelten Erkenntnis eigentlich alles. Schlüssel zu diesem Pferd, das von allen längst aufgegeben war, wurde einzig und allein das gegenseitige Vertrauen, das ich nach diesem Hinweis zum wichtigsten und kompromißlos vorrangigen Gegenstand der Arbeit gemacht habe.

Von Vertrauen konnte zunächst im Traume nicht die Rede sein. Zuerstmal ging es eher 'nur' um sowas wie Vertrautheit. Ständiges Vorhandensein war der Anfang, möglichst täglich und möglichst lange. Und Abschied bevor's Pferd der ganzen Kümmerei selber überdrüssig werden konnte. War richtig. Hat uns nähergebracht. Wurde zur Grundlage alles Folgenden.

So steht sie da, mit abgewinkeltem Kopf, und beobachtet mich von ferne. Wenn ich dann gelegentlich mal zu ihr gehe, kommt sie mir entgegen, wahrt Abstand, bleibt, kommt näher, schnuppert, tritt beiseite, grast um mich herum, trottet nach einiger Zeit von dannen. Auch wenn's pferdehierarchisch und dominanzfeministisch grundfalsch gewesen sein soll - welche Ansicht dem Zunchen selbst offenkundig aber wohl gänzlich fremd war (wird nicht die richtigen Bücher gelesen haben, das liebe Dummchen) - damit fing es an.

Also Anfassen. Erstmal überhaupt Nahekommen. Es begann in der Box mit dem Halfteranziehen. Nachdem ich mich dann halbwegs ungefährdet in der Box aufhalten konnte, begann vorsichtiges Berühren, peu a peu das ganze Pferd entlang. Härtetest beim ersten Maßnehmen für den Sattel. Da springt's Pferd um den Sattler herum, kaum zu bändigen. Wir gehen in die Box, dort nicht besser. Doch die 'Maßnahme' muß sein. So lasse ich mir das Verfahren erklären und gehe selber rein. Pferd pappt sofort an der Wand, fürchtet sich, läßt sich aber immerhin das Maß auf den Widerrist stecken. Fertig. Viele Mohrrüben, braves Pferd und andere gute Worte, raus, Grasen. Pferd zufrieden, Vertrauen etwas gewachsen. Wir sind wieder eine kleine Etappe weiter. Nach einigen Monaten schließlich waren wir nahezu überall dran, der Fellwechsel mit seinem lästigen Gejucke und die Bremsen im Sommer haben hierbei sehr geholfen - außer beim Hinterteil; Abwaschen desselben gerade heute [7.9.06] erstmals ohne nennenswerte Unruhe gelungen. Damit ist man nun endlich rundherum berührbar. Allerdings generell eher ungern, für ausufernde Zärtlichkeiten ist Zuni garnicht zu haben. Wir stehen beieinander, ab und zu beugt sie sich zu mir hin, manchmal, nicht sehr oft, mag sie dann gestreichelt werden, und ganz selten stellt sie sich zurecht und signalisiert, an welcher Stelle - Hinterbacken, Stirn, Ohren, manchmal unterm Bauch - sie gerne gekrabbelt werden würde. Erst geraume Zeit später, nach noch einmal rund 1½ Jahren [5/08], ist die Vertrautheit soweit gewachsen, daß sich's Zunchen hingebungsvoll Widerrist und Hals kraulen läßt, und es knabbert sogar zurück. Bald dann, beim Mähnekraulen, der erste Schreck: Pferd dreht sich um, kommt mit den Hinterbacken näher, gefährlich nahe. Irrtum. Kommt, um sich Hinterbacken und Schweifansatz kraulen zu lassen, ganz besonders gern mag man das dann auch in den Kniebeugen. Hintenrum feucht abwischen geht nun endlich auch, ebenso, wie den klebrigen Dreck abpulen, überall, wo man nicht selber rankommt: Rundrum um After und Scham, am Euter und zwischen den ‘Hosen’. Wir vertrauen einander, das Mißtrauen ist gänzlich gewichen.

Die mehreren Personen am Pferd ergaben sich im laufe der Zeit ganz einfach durch gelegentliche Gewöhnung, angeschoben u.a. durch eine ruhige und zielstrebige Tierärztin, als die letzte Impfung der Grundimmunisierung fällig war. Das war das erste Mal, daß Zuni zwar immernoch sehr in Unruhe aber schließlich doch zwei Personen an sich rumfingern ließ. Die Nervosität ist geblieben, gewöhnliche Tierärzte scheitern kläglich oder müssen sich mit ruckartigen Aktionen behelfen. Nur die o.g. hat wieder mal das richtige Händchen, Zuni steht seelenruhig da und läßt sich an den Gräten rumfingern - das dicke Bein von Wildenbruch und noch eine neue Stelle waren zu begutachten. Auch die erste Zahnbehandlung haben wir nun [6/08] gut überstanden.

Besondere Arie waren die Hufe. Vorne ging's ganz gut. Gegen Anfassen hat Zuni sich durch Hochheben des Beins wehren wollen. Hab ich nach dem Bein gegriffen und überschwengliches Lob ausgesprochen, war sie ja die bravste Zuni von der Welt und sowas. Nebst Mohrrübenstückchen. Hat gewirkt; von Abwehr keine Rede mehr, man war "brav" und hat ganz schnell gelernt, auf "Fuß" ein (Vorder-)Bein zu heben. Schon rührend, das Bemühen: Als Zuni erkannt hatte, worum es ging, versuchte sie im Eifer, mir beide Hufe zu geben. Ging natürlich zu Boden, das arme Pferd. Im Sand war's nicht wirklich schlimm, aber ein wenig verwirrt hat's dreingeblickt, das gute Mädchen. Hab dann ganz behutsam weitergemacht, einen Fuß angefordert, und schnell an Intensität nachgelassen, sowie Zuni Anstalten machte, den anderen auch noch zu lüpfen. So ging's, bald gab es kein Mißverständnis mehr. Hintenrum war's nicht so leicht, die Masche mit dem umgepolten Ungehorsam hat mich zwar immerhin an die Hinterkeulen rangeführt, aber eher halbherzig, auch meinerseits, denn der rückwärtige Ungehorsam war ja denn doch mit erheblich größerem Risiko verbunden. Grade mal zum schnellen vorsichtigen Auskratzen hat's gereicht, und dann wurde auch schon nervös rumgeeiert.
Beim Thema Hufe kommt nun auch der Schmied in's Spiel. Hatte sie noch NIE gesehen - jedenfalls bei Bewußtsein nicht. Sedieren wollte ich nicht, taugt nicht für die Dauer. Also einen Versuch gewagt. Schmied beherzt, aber eben nur das, heftiger Kampf und schließlich leider Fehlanzeige, ein Huf ausgeschnitten, nicht sehr gut (ist später eingerissen), aber immerhin drangewesen. - Denkste! Pferd hat mich zwei Tage lang nicht mehr angesehen, Beine anfassen, an der Wand stehenbleiben und die Übungen zum Hufe aufheben waren gänzlich vergessen. Zwei Monate Mühe verloren. Später, nachdem der Rückschlag aufgeholt war, hat's ein anderer Schmied ebenso beherzt, aber mit großem Verständnis und einer recht energischen Gehorsamsübung so gut geschafft, daß sie mir seitdem ganz problemlos alle vier Hufe gibt und mich daran herumhantieren läßt. Der zweite Schmied-Termin verlief schon fast ohne Problem. Nur das Stehen vor einer Wand scheint so heikel gewesen zu sein, daß es noch immer nicht wirklich wieder gelingt. Kommt noch, wird aber wohl dauern.

Füße Heben geht nunmehr fast von alleine, Hand Ausstrecken genügt meist schon. Beim Schmied steht man jetzt auch ganz artig und ist geduldig, zappelt nicht. Nach jener ersten heftigen Turnstunde wurde das Füße-Aufheben nun zur täglichen Übung. Zugleich Grundlage auch für alles andere Herumhantieren am Pferd - was es bis dahin immer nur sehr widerstrebend dulden wollte. Es ist mittlerweile [4/08] ganz zahm, geduldig und manchmal regelrecht zärtlich.

Hufe waschen geht seit ein paar Tagen [6/06]. Unterm Pferd durchkriechen auch, nämlich beim Hufewaschen, aus reiner Faulheit. War unvorsichtig, ging gut, ist auch so geblieben. Gewöhnung an's Hufe waschen wieder über's Futtern. Nach der Arbeit das Belohnungsfutter hingestellt und sofort mit dem Waschen begonnen. Anfangs heftige Abwehr, gerade mal ein Huf zur Hälfte erledigt, doch geduldig mitgehüpft und weitergemacht. Gut einen Monat hat es gedauert. Seitdem kann ich mich dem Pferd unter'n Bauch stellen und die Hufe schrubben, in Ruhe und auch ohne Ablenkfutter. Als es kürzlich die ersten warmen Tage gab [4/07], mit dem Schwamm die Röhrbeine eingeweicht; auch gut! Das wasserscheue Tier wird sich nochmal dran gewöhnen. Recht bald auch den Rücken erreicht, und die Gräten komplett. Der Wasserschlauch steht uns noch bevor. - Hatten wir 'ne Woche später. Vorne ganz ordentlich, hinten weniger. Ein wenig ungehalten versucht man, die lästigen Tropfen abzuschütteln und tanzt um den Wasserstrahl herum. Üben mit der Futterkiste steht an. - Lassen wir, denn mit dem Schwamm gelingt nun die Ganzkörperwaschung in aller Ruhe, hintenrum noch ein wenig Gezappel, wird mit ein wenig Gewöhnung sicher bald schwinden. Den Wasserschlauch brauchen wir nicht wirklich, war'n Versuch, rein der Übung halber.

Alles in allem, falls mir nicht böse Dummköpfe hinterrücks noch mehr üble Streiche spielen (s.u.), ist inzwischen [6/07] das Zunchen so zutraulich geworden, daß es sich selbst von der üppigen Weide und pappsatt willig zum Reiten rsp. Gerittenwerden abholen läßt. Auch hinterher kommt's an, nimmt freundlich ein paar Mohrrüben entgegen, verweilt ein wenig, knabbert am Gras rundherum und wackelt dann gemächlich zurück zu den anderen Pferden. - Anfassen wirft keinerlei Probleme mehr auf.

Allerdings, offenbar gilt das nur für ‘Familienmitglieder’, solche, die das Zunchen als zu sich gehörig (an)erkennt; in diesem Sinne Fremde haben es mitunter sehr schwer: Schnuppern lassen, Streicheln an den weniger gefährdeten Stellen, das mag noch angehen. Kontrolle aber wird nicht gestattet, Versuche führen zu allerheftigster Abwehr, der geringste Ansatz von Gewalt macht das Pferd ernstlich gefährlich. Auch Aufsteigen zum Reiten ist eine Zumutung, der man nicht ohne weiteres nachgibt. Eigentlich bin ich damit sehr zufrieden, gibt es doch dem Pferd immerhin ein wenig Sicherheit. - Nur gegen unkontrollierbar agressive Hunde müssen wir uns noch verteidigen lernen, ungern, denn eigentlich mag das Zunchen Hunde recht gern, doch es gibt leider auch Leute, die Hunde auf Pferde hetzen oder, wie die das nennen, mit Pferden "spielen" lassen. Häßliche Erfahrung, das.

Anbinden:
Großes Problem. Nach vielen Versuchen mit Resultaten in Gestalt von vier zerrissenen Halftern und einer zerrissenen Longe gelingt das Stehenbleiben am Anbindebalken inzwischen, sofern jemand dabeibleibt, ganz gut. [5/07] Wir hatten das alles schon mal, doch nach der Panne mit dem Schmied ganz am Anfang war das für lange Zeit verloren, dann allmählich in der Stallgasse mit Blick nach draußen, erst frei mit Strick quer vor'm Ausgang, dann lose angebunden, ist's allmählich wieder gelungen. Ich konnte mich immerhin sogar bis zur Futterkammer entfernen und nach der Arbeit Zunis Hafertopf daraus hervorholen. Dann kamen die Umzüge und die Übungen gingen teilweise wieder von vorne los. Kleiner Fortschritt insofern, als Anbinden am überdachten Balken nun gelingt, aber Alleinestehen noch immer nicht. Zuni hat panische Angst vor dem Alleinsein, zerrt am Halfter, die Panik ensteht in dem Moment, wo der Strick nicht weiter nachgibt. Auch elastisches Material hilft da nicht - im Gegenteil, ist höchst gefährlich: Reißt und schnellt unkontrollierbar durch die Gegend! Nicht nur Gummi, Nylon genügt schon, hatten wir bei der Longe. Kruppe anfassen hilft. Dann marschiert sie vorwärts, Strick entspannt sich, Ruhe kehrt ein. Im neuen Stall [2/07] die Stallgasse macht unruhig, draußen geht's gut, stehenlassen und Entfernen innerhalb Sichtweite auch.

Und nun der "Gute Rat", mit einem starken Strick das Pferd fest anzubinden und es alleine zu lassen; soll es ruhig mal kräftig hinfallen und sich ordentlich wehtun, wird es danach dann gewiß nie wieder tun; ist doch egal, ob es sich verletzt oder nur (und womöglich endgültig) das Vertrauen verliert, oder andere Nichtigkeiten. "ham wa früher immer so gemacht". Es macht mich krank, mir wieder und wieder solchen Mist anhören zu müssen! Was kennt denn soeiner die Pferde? Will einen auch noch aufklären. Vergessen! Wir üben weiter, versuchen es mit Arbeit an der Hand. Ist jetzt, nachdem das Vertrauen zuverlässig tragfähig geworden ist, unser nächster Programmpunkt [5/07]. - Nicht vergessen! Erneut muß ich mir denselben Schwachsinn anhören, und keine Woche drauf [30.5.] passiert's. DANKE, ACHIM TASCHE! Natürlich ist's niemand gewesen, Pferd selber war's, sicher, wer denn auch sonst. Böses Tier aber auch! Man empört sich in selbstgerechtem Zorn, beharrlich vernunftresistent - doch läßt mit keinem einzigen Wort auch nur das geringste Interesse am Zustand des Pferdes durchblicken, ja, will ausdrücklich es sich nicht einmal ansehen. Wirklich, so ein böses Pferd! Kündigung des Stellplatzes ein paar Tage zuvor. Merkwürdige Koinzidenz. Nun ja, ich kam, ich sah, ich besiegte meine Zweifel - und bin weg. Muß das eigentlich immer so sein?!
Stillstehen am Anbindebalken ist nicht mehr, auch beim Schmied kehrt die alte Unruhe zurück. Panik am Strick wurde allerdings weniger: Man hat seine Kraft entdeckt, beißt und schlägt, wobei mich zum Glück noch unsere Vertrautheit schützt. Es bleibt (vorerst noch?) beim Versuch. Beißen wollte Zuni mich selbst in den allersten Tagen der Unberührbarkeit noch nicht ein einziges Mal, und schlagen auch damals nur ganz am Anfang, um mein suspektes Herumgewusel abzuwimmeln, niemals mehr als unbedingt nötig und niemals agressiv. Schwer gelitten hat die gesamte Handhabbarkeit. Ohne das geduldig aufgebaute Vertrauen wäre wohl einiges mehr restlos zum Teufel.
Ich habe diese aufdringlichen Dummbeutel ja so satt!

Also fangen wir wieder mal von vorne an. Wir werden das schaffen, geben nicht auf, wenden geheime Künste an - geheim, damit nun nicht wieder so ein Schwachkopf dazwischenfunkt.

Vier Wochen Zeit hat das 'Ereignis' gekostet [1.7.], Festhalten oder Anbinden am Balken macht noch immer große Schwierigkeiten. Vertrauen ist wieder ganz da, eher stärker geworden. Allerdings, das just überstandene 'vollendete Verladetraining' hat es verdeutlicht, Fremde habe es nun noch schwerer. Die gespannte Ruhe des alten Stalls ist deutlich sichtbarer Zufriedenheit gewichen: Zuni lebt zusammen mit zwei alten Bekannten in einer freundlichen kleinen Herde im Offenstall. Großes Wiederkennen wenige Minuten nach der Ankunft, raus auf die Wiese, gemeinsam Grasen. Sogar der frühere Futterneid ist gänzlich dahin, alle drei knabbern einträchtig nebeneinander ihre Mohrrüben. Kurze Zeit später sind sie schon zu viert, am nächsten Tag zu fünft. Beim Abholen kommt gleich die ganze Herde mit. Beknabbern findet auch wieder statt, sehr lange nicht mehr gesehen. Aber es soll anscheinend keine Ruhe bekommen, das Pferd. Diesmal muß man, nachdem es hintenrum zu gefährlich aussah, angstvoll und ganz schnell mal vorne unter'm Pferd hindurchhuschen. Merkt es ja dann sicher nicht - Trugschluß: Folgt ein Tritt rückwärts, Strick spannt sich, Ruck im Genick, Panik. Zum Lösen geht alles viel zu schnell, Haken klemmt, Sicherheitsknoten auch, Beruhigend, so'n Panikhaken, jedenfalls solange man ihn nicht braucht. Gitter reißt aus der Wand, poltert zu Boden, Zuni steht starr vor Angst auf der Putzplatte. Mühsam beruhigt. Zum Glück nichts Schlimmeres. "Am Balken wär's nicht passiert..." klärt man mich auf. Altkluges Gewäsch einer infantilen Pferdeweisen! Klar, Gitter wäre wohl unversehrt geblieben, und wen interessiert schon so'n Pferd! - Seitdem geht's nun freiwillig nicht mal mehr auf die Putzplatte, an Anbinden garnicht zu denken. Fürchtet sich [27.7.].
Und wieder von vorne. Nur gut, daß Zuni den ganzen Vorfall offensichtlich nicht mit mir verbindet. Kommt auf der Weide weiterhin vertrauensvoll anspaziert, wiehert manchmal, knabbert Gras und läßt sich wohl auch wieder ganz in Ruhe an den Strick nehmen und zum "Anziehen" führen. Geheime Künste, siehe oben. Warum nur geht es nicht auch ohne diesen Firlefanz, einfach einfach wär wohl gar zu einfach.

Da wird das Anbinden nun sicher noch für sehr lange Zeit ernstlich ein Problem sein:
Ganz allmählich kommen wir der Sache wieder näher. Hinstellen und ein paar Minuten Stillstehen an der Hand auf überdachtem Putzplatz gelingt trotz unbekannter Umgebung, aufgeregtem Hengst, quietschenden Kindern, hüpfenden Hunden, Regentropfengeprassel &c [15.9.]... Fast ein halbes Jahr hat's gedauert, angebunden neben mir Stehen ist wieder möglich. Mehr noch nicht, doch der Rest wird nicht lange auf sich warten lassen. Wieder wünsche ich mir, daß es hält [1/08]...

Anziehen:
Angefangen haben wir mit dem Halftern in der Box. Hier begann überhaupt der Widerspenstigen ganze Zähmung. Allein unbefangenes Reingehendürfen mußte erstmal erworben werden. War simpel. Beim Reinholen mit 'ner Mohrrübe in der Hand im Halbkreis von der Boxentür zur Krippe mitgelaufen und sie dort reingetan. Pferd zufrieden. Umgehender Lernerfolg. Mit dem Halfter ähnlich, Kopf einfädeln, Mohrrübe reinstecken und Zuni erklären, was für ein großartiges Pferd sie ist: Pferd zufrieden. Mohrrübe binnen kurzem unnötig und schnell sogar ganz vergessen. Seitdem rutscht der Kopf von alleine in's Halfter und nach einer Belohnung wird nichtmal rituell mehr gefragt - man nimmt sie freundlich entgegen, klar.
Satteln war ganz einfach: Erst nur Longiergurt. Erwartete Unruhe blieb gänzlich aus. Also dasselbe mit Decke probiert - dito. Dann gleich mal vorsichtig den Sattel komplett mit Decke genommen, gezeigt, aufgelegt und leicht festgeschnallt. Auch das ganz in Ruhe. Überraschung - doch so ist das Zunchen nun mal. Pferd vorher immer erst dran schnuppern gelassen, nie ein Teil hinterrücks angebracht. Hat sich gelohnt. Gezappel fing erst viel später an, als man nämlich geritten wurde und solche Tatsache deutlich als offenkundig weniger willkommene Anstrengung empfand. Aber das geduldige Pferd erträgt inzwischen selbst das, wenn auch leicht indigniert, nach einigem Aufbautraining ganz souverän. Später kam noch die Erkenntnis hinzu, daß der Sattel ganz ohne Decke weit weniger unangenehm scheint. Weißdergeierwarum, jedenfalls ist der Unterschied nicht zu übersehen. Im laufe der Zeit zeigte sich auch, wie empfindsam Zuni auf dessen Paßform reagiert: Sie begann, das Satteln zunehmend widerspenstig aufzunehmen, sodaß mir der Gedanke kam, den Sitz des Sattels zu überprüfen. Kammerweite gemessen, Sattel war offenbar geringfügig zu eng, neues Kopfeisen eingesetzt (Wintec; gefällt mir vor allem, weil sehr leicht zu reinigen, mit wenig Aufwand anpassbar und von geringem Gewicht). Ganze 3 mm größere Weite am Ende der Schenkel - und das Pferd ging wie eine Elfe, schlagartig! Abneigung gegen das Satteln bereits am nächsten Tage weitgehend dahin. Deutliche Aussage. Nicht alle Pferde mögen derart empfindsam reagieren, aber genauere Untersuchung des Sattelsitzes dürfte bei solchen Gelegenheiten stets angebracht sein. Mehr beim Thema "Reiten".
Letzte Hürde das Kopfzeug, soviel Leder im Gesicht mag Zuni garnicht. Die Abwehr hielt sich dennoch sehr in Grenzen: Eigentlich, bedenkt man die Umstände, verlief das erste Auftrensen für mich völlig überraschend ohne wirkliches Problem, ruhig und friedlich. Trense war zwar zunächst doch eher ein Feind. Allein der Griff zwischen die Zähne konnte Zuni bewegen, 'freiwillig' das Maul zu öffnen. Das Gebiss selber war dann garnicht mehr so schlimm. Und ein Stückchen Apfel nachgeschoben hat den Zustand friedlicher Duldung deutlich befördert. Aus heiterem Himmel dann nach ein paar Wochen einfach 'Haps', als das Gebiss vor'm Maul hing, und fertig. So ist's geblieben, die Apfelscheibe ist nur noch Formsache, es geht auch ohne. Rund ein Jahr später endlich auch ein Kappzaum, der offensichtlich sehr viel weniger unangenehm ist, als die Reithalfter; von jenen wieder beim Anschnallen das englische weniger als das Hannoversche, bei der Arbeit dagegen umgekehrt. Ganz ohne geht's auch, im Gelände besser als im Viereck, denn dort muß man adrett arbeiten, das strengt an, und so sperrt man zur Erleichterung wohl schon mal das Maul auf. Mit einiger Behutsamkeit geht's aber auch da.
Zügel braucht man denn ja auch noch. Häßliches Geschlenker um's Gesicht! Und so schwer: Einfache Gurtzügel ließen sich gerade noch ertragen, die ledernen Dreieckszügel waren offenbar aber schon nach dem ganz locker Einfädeln eine herbe Zumutung. Haben wir dann auch nur für kurze Zeit gebraucht, aber das kommt beim Longieren dran.
Schließlich sehr viel später noch die Sporen. Dachte, mir damit das störende Herumhantieren mit der Gerte ersparen zu können. Warnix. Selbst ohne deren Gebrauch merkt Zuni sofort, daß da was unangenehm werden können könnte. Die seitlichen Bügel werden's sein. Oder einfach mein in der Absicht, das Pferd zu schonen, veränderter unbequemer(?) Sitz. Kaum merkliche Verspanntheit ist die Folge - und, daß man sich am nächsten Tage nur noch sehr zögerlich zum Koppelausgang bequemt, an Tag darauf von der hintersten Ecke abgeholt werden und schließlich garnichtmehr rausgehen will. Problem. Lösbar mit ein paar Ruhetagen und ausgiebigem Spazierengehen, grasenderweise. Zweimal im Abstand von ca sechs Monaten erlebt. Damit war es das dann, wird nicht wiederholt. - Die Arbeit mit zwei Gerten hat sich bewährt, so ist man beim Handwechsel nicht immer in Gefahr, beim Umgreifen die Haltung aufzugeben und damit den beim Pferd gerade erreichten Zustand wieder zu verlieren. Die Nähe zur Einwirkung mit den Schenkelhilfen macht diese Arbeitweise recht effizient. Sporen brauchen wir nicht.


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