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Zunigunde  wird ein Longierpferd    aktuell
 
Longieren:

So mal ein wenig im Kral aus morschen Brettern umhergejagt werden war ja bekannt - zum Zwecke von Filmaufnahmen zum Zwecke möglichst vorteilhaften Verkaufs. Auch mit Halfter und Leine dran. Üppige Schöne in der Mitte, ebensolche Blonde mit langer Peitsche dem Pferd hinterher. Hektik und Wichtigkeit, Rennen, Stolpern und Gebrüll, alles dabei auch gelernt. Nicht so doll. Pferd hat die Nase voll. Darum:

Alles von vorne, doch auch hier ging erstmal rein garnichts. Mit zunehmendem Abstand im "round pen" rumführen war ja ganz nett, aber offenbar doch eher langweilig, denn ab einer gewissen Distanz hat sich das Zunchen zu mir hingedreht und ist in den Kreis reinmarschiert. Keine Spur von Respekt vor Peitsche oder Gerte. Eigentlich garnicht schlecht, denn so wurde immerhin klar, daß es in dieser Hinsicht keine "Altlast" gab. Das standardmäßige Vorgehen, Longenführer in der Mitte, erfahrener Helfer mit Peitsche hinterher, war dann aber auch der totale Reinfall. Zwei Tage hat es mich nicht mehr angesehen und ließ sich auf der Koppel nicht mehr einfangen - wo es vorher von alleine ankam, sobald es mich bemerkte. Da hieß es, mit den Anfaßübungen von vorne anfangen, hat uns stark zurückgeworfen. Mußte mir erst jemand zeigen, wie man das Pferd ohne es zu verschrecken im Kreis herumschickt. Dabei wurde diese Art Longierzirkel sehr schnell zu klein und wir sind auf einen umzäunten Reitplatz gegangen. Dort hat Zuni beim Wegschicken und Kommenlassen zwar immernoch mitgespielt, doch war das erstmal für mich selber eine ziemlich heftige sportliche Übung. Schritthalten mit 'nem Pferd gehört nicht zu den leichten Übungen, auch auf abgekürzter Bahn im Innern des Vierecks. Erstmal auf und ab an der Langen Seite, 'rechts rum' und 'links rum' und 'braves Pferd' einfach nur synchron und möglichst bevor's sich dessen selber gewahr wurde. Doch allmählich kam Kontinuität in die Bewegung, es entstand ein großes Oval, das dann mehr und mehr zum Kreis wurde [video] Schließlich brauchte ich nur noch die Longe zwischen uns aufzuspannen.

Hier findet sich nun auch eine Begründung dafür, daß in meinen Augen diese öffentlichen 'join-up' Vorführungen im Longier-Kral oder Gitterkäfig nichts als billiger Zirkus sind: Ob sich ein Pferd aus freien Stücken zu einem gesellt, ist verlässlich nur zu ergründen, wenn es die Chance hat, eben dieses gerade nicht zu tun. Dagegen eine nicht ganz unbekannte Joinup-Gurune, als sie unlängst [5..6/2008] gefragt wurde, warum das Pferd dazu in einen Gitterkäfig gesperrt würde: "...damit es nicht weg kann...". Hinzufügen müßte man noch "...weil es sich dann verlassen und in Not fühlt und deshalb (jede beliebige!) Gesellschaft sucht...". Welch ein grandioses Armutszeugnis! So erklärt sich auch ganz einfach, warum diese gewerbsmäßig demonstrierte Joinerei zuhause so oft nicht mehr gelingt.
Nur, wenn es fortlaufen kann, wird sich zeigen, ob das Pferd hier sein will. Eben dies aber ist der Zweck der Übung - und Grundlage für die spätere ruhige und fleißige Arbeit an der Leine!

Beim ersten Versuch ist Zuni auf die Leine getreten und hat sich selber einen Ruck am Kopf gegeben, schlimm, denn das mag sie garnicht, Folge ist Panik (an der Wand angebunden hatten wir schon drei zerrissene Halfter). Hier war Platz zum wegrennen, ein paar Meter haben genügt; stehenbleiben auf mein "halt" hin, und auf "komm" kam sie mir mit der Leine im Schlepp ganz artig entgegen. Danach ein neuer Versuch, mit Erfolg. Am ersten Tag auf der rechten Hand, links Fehlanzeige; am zweiten Tag auf der linken Hand, rechts Fehlanzeige; und am dritten Tage ging's dann in beiden Richtungen. Womit sich Zuni selber anlongiert hatte. Von nun an täglich Schritt und Trab. Die Kommandos saßen bereits vom Laufenlassen her, "vorwärts" gesagt und losmarschiert, und dann "Schritt" oder "Trab" &c, unmittelbar dann, wenn das betreffende gerade geschah. Die Reihenfolge ließ sich leicht umkehren, das Mitgeplapper wurde zum Kommando.
Womit sich der an anderer Stelle angebrachte Hinweis auf klare, eindeutige und gleichbleibende Wortwahl erklärt: ‘komm’ heißt eben genau nur dieses! und nicht sowas wie ‘mach hinne’, ‘schneller’, ‘benimm dich’, ‘laß es sein’ und was auch immer Derartiges sich gedankenlos hinplappern läßt.

Lernprinzip:
Wiederholter gleichlautender kurzer Kommentar irgenwelchen Tuns kann in umgekehrter Reihenfolge eben dieses auch auslösen. Das beste daran ist, daß sich damit leichter Ungehorsam, Gangartwechsel etwa, und selbst Widersetzlichkeiten, zur Übung ummünzen lassen (wie beim Hufegeben gehabt). Pferd will nur davon überzeugt worden sein, daß es gerade eine großartige Sache über alle Maßen gut gemacht hat.

Bei diesen Übungen zugleich auch mit dem "Anfassen" weitergemacht, putzen, Hufe geben &c, sowie Decke, Longiergurt, Sattel und Trense aus- rsp. anprobieren.

Dann kam der Winter. Unglücklich, denn die örtlichen Verhältnisse haben die weitere ernsthafte Arbeit verhindert. Zeit und Gelegenheit für allgemeine Vertrauensübungen.

Das Frühjahr verlief nicht wesentlich besser. Raff- und besitzgierige "Freunde", die es offenkundig darauf abgesehen hatten, sich ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz den Hof samt lebendem(!) Inventar zum Nulltarif unter den Nagel zu reißen, ließen uns in Schöneiche (nunmehr 'Resthof Grätz') keine Ruhe. U.a. aus diesem Grunde sind wir dann Anfang April in einen anderen Stall umgezogen - "Griff in's Klo": "Futter"-Stroh verpilzt, Heu desgleichen und gelegentlich auch schon mal ganz vergessen, Koppel das reine Mistbeet, mangelhafter Unterstand, und die Arbeit für die "Vollpension" wurde täglich mehr. Arbeit am Pferd war umständebedingt auch nicht sonderlich glücklich: Ein dilettantischer Hilfsversuch beim Longieren durch den Sohn des Hauses schlug drastisch fehl, Korrektur war dann wiedermal, was auch sonst, mir alleine überlassen. An das nach Gewöhnung an die Doppellonge eigentlich geplante Anreiten war nicht zu denken. Das Training gedieh zur Übung für das alsbaldige gefahrlose Verlassen der Anlage: Nachdem alle Versuche, vereinbarungsgemäße, akzeptable Bedingungen herzustellen, in's Leere liefen, war es soweit.

Nach sechs Wochen, Mitte Mai, zu Fuß über die Felder wieder zurück. Dem Pferd hat's immerhin nicht geschadet, rechtzeitig die Notbremse gezogen, die Stunde Rückmarsch wurde zur ersten, bestens gelungenen Vertrauens- und Gelassenheitsübung. Am alten Ort hatte man sich an die Attacken (s.o.) gewöhnt und damit umgehen gelernt rsp. sie unterbunden, sodaß seitdem der weiteren Ausbildung keine äußeren Störungen mehr entgegenstehen.

Erster Erfolg war die Gewöhnung an die Doppellonge, wie schon zuvor, auch dies wieder ganz ohne ernsthafte Probleme. Ein wenig Gezappel, als die Leine das erste Mal die Hinterbeine berührte; ging aber schnell vorbei. Und einmal hat Zuni sich regelrecht eingewickelt, leiser Zuruf "halt", sie blieb stehen und ließ sich in aller Ruhe wieder auswickeln. Mehr Komplikationen gab es nicht. Dieses Pferd begeistert mich. Seitdem nahezu tägliche "Turnstunde" an der Doppellonge, zwischendurch gelegentlich Freilaufen mit Rumschicken oder auch mal einfache Longe, dann mitunter auch mal eine Runde Galopp und Trabstangen. Die Longenübungen sitzen nun sicher, auch der Handwechsel an der Doppellonge durch den und aus dem Zirkel gelingt reibungslos in Schritt und Trab. Kurzer Galopp auch. Wir machen das seitdem jeden Tag. So ca. 10 Minuten Schritt und 10 Minuten Trab mit häufigem Handwechsel. Stets lang ausgebunden - Dreieckszügel aus Leder, wirksam mehr durch ihr Gewicht, gesattelt, mit Trense und Hannoverschem Reithalfter.
Vorangegangen waren Übungen für die Zügelhilfen insbes. zur Unterstützung der Handwechsel und zum Anhalten, beschrieben bei den Vorbereitungen zum Anreiten.

Nach Überwinden widriger Umstände haben wir mit der Doppellonge wieder angefangen [7/07]. Ergebnis auf Anhieb wie zu besten Zeiten im ersten Stall. Es scheint dem Zunchen sehr gut zu tun, daß es zwei alte Weide-Kameradinnen wiederhat. Auch geritten hat es jetzt offenkundig wieder richtig Freude. Durch einen schmerzenden Pickel bedingt, ausgerechnet auch noch dicht am Sattelblatt, allerdings längere Zeit erstmal nur Arbeit an der Hand und mit der (Doppel-)Longe. Was immerhin den Vorteil kontinuierlicher Übung mit sich brachte, woraus sich nun auch endlich der saubere, geregelte Galopp an der Leine entwickeln ließ. Wenigstens dies. Und im Gefolge beginnt wieder so etwas wie Anlehnung [8/07].

Nach zwei weiteren Umzügen und einem Stallwechsel nach nebenan, wo's Zunchen nun endlich wirklich wieder ein Zuhause gefunden zu haben scheint, und auch gleich noch eine richtig gute Freundin, arbeiten wir und wieder einmal von Anfang an durch das ganze Programm. Vorsichtig müssen wir immernoch sein, denn das Hinterbein ist noch nicht gesund! Mühsam geht es wieder los. Mehr Anfassen, Anbinden &c als Longe oder gar reiten. Doppellonge sehr brav und fleißig, und die virtuelle Longe auf der Flucht vor der Wurmkur auch sehr gut. Pferd aufmerksam und munter. Immerhin ein neuer Neuer Anfang [4/08]. Wir hoffen nun sehr angestrengt...

Die Arbeit gerade mit der Doppellonge hat sich als hervorragendes Hilfsmittel erwiesen - und sie ist, entgegen allgemeiner Propaganda, in ihrer einfachen Form, i.e. nicht zur anspruchsvollen Ausbildung eines Schulpferdes, sehr viel leichter durchführbar, als die an der einfachen Longe. Die eigentliche Hürde ist, rsp. war für mich die Handhabung der beiden Leinen zusammen mit der Peitsche. Bestechende Vorteile sind der Fortfall jeglicher Hilfsleinen und der Handwechsel zu beliebigem Zeitpunkt und an beliebiger Stelle ohne Umschnallen der Leine und irgendwelcher Ausbindezügel.


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